Hoch die Hände, Wärmewende!
Die Zukunftsinitiative beschäftigt sich seit mehr als zwei Jahren damit, einen Beitrag zur Einhaltung der Pariser Klimaziele von 2015 zu leisten.
Dabei stellt die kommunale Wärmeplanung ein wichtiges, strategisches Instrument dar für die Ermittlung aktueller CO2 Emissionen aus der Wärmeversorgung.
Wir freuen uns, dass die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen diese wichtige Planung vorantreibt um einen Weg zur Klimaneutralität aufzuzeigen:
Nachstehend findet sich die entsprechende Kommentierung der Zukunftsinitiative:
Ausgangslage
Aktuelle Wärmeversorgungssituation laut MVV:
- Hauptenergiesektor: Wohnen (81 %)
- Hauptenergieträger: Heizöl (28 %) und Gas (52 %)
Zielszenario
Auswertung potentiell erneuerbarer Energiequellen laut MVV:
- In Bodman-Ludwigshafen soll bis zum Jahr 2040 rund 71 % weniger Endenergie benötigt werden als im Referenzjahr 2021. Das bedeutet in Zahlen, dass anstatt ca. 60.000 MWh/Jahr nur noch ca. 16.500 MWh im Jahr benötigt werden. Diese Annahme ist entscheidend für die Auslegung der regenerativen Erzeugungsanlagen.
Auswertung
Vorschläge laut MVV:
- Das Potenzial für oberflächennahe Geothermie (ONG) wird mit ca. 15.000 MWh bewertet, wofür es große Flächen benötigt.
- Das Potenzial für Biomasse wird mit ca. 2.900 MWh angesetzt. Dafür werden 50 % der gesamten Waldfläche von Bodman-Ludwigshafen als Energiequelle angesetzt. Im ambitionierten Zielszenario 2030/2040 ist die Biomasse insgesamt der zweitgrößte Energieträger.
- Industrielle Abwärme (IA) wird nicht in die Potenzialanalyse einbezogen.
- Mit ca. 22.000 MWh sollen die Dach-PV Anlagen den Großteil der erneuerbaren Energien für Bodman-Ludwigshafen zur Verfügung stellen. Laut MVV Gutachten entspricht dies 70 % der maximal mit PV belegbaren Dachflächen im Gemeindegebiet. Der Aktuelle Ausbaustand Ende 2023 wird laut Marktstammdatenregister mit ca. 6.000 MWh beziffert. Bis 2035 müssen demnach auf öffentlichen, privaten und gewerblichen Dachflächen noch 16.000 MWh realisiert werden. Dies entspricht 1.454,5 MWh / Jahr bzw. einem jährlichen Zuwachs um 24,2 %.
- Die Freiflächen PV Anlagen (FF-PV) werden mit 2.130 MWh als Potenzial bewertet. Demnach würde der erforderliche Ausbau an FF-PV bis 2024 noch 2.095 MWh betragen (einschließlich „Mooshof“).
- Agri-PV Potenzialflächen und Parkplatz-PV Potenzialflächen werden nicht gesondert berücksichtigt.
- Das Potenzial von Windkraftanlagen wird mit ca. 8.700 MWh angesetzt.
Schlussendlich bilden Wärmenetze im Energiemix-Zielszenario für 2040 den drittgrößten Anteil. Damit sind neue Wärmenetze in Bodman-Ludwighsafen erforderlich.
Dabei befindet sich bisher nur ein Wärmenetz im Altstadtgebiet von Ludwigshafen als Prüfgebiet in der Potenzialanalyse.
Sollte allein dieses Prüfgebiet nicht zur Ausführung kommen, kann das Zielszenario nicht mehr eingehalten werden.
Wärmenetze sind der größte Hebel, den die Verwaltung im Hinblick auf die Wärmewende selbst in der Hand hat.
Vorschläge der Zukunftsinitiative
Im Folgenden wird das Jahr 2035 als Grundlage angenommen, da das Zielszenario der kommunalen Wärmeplanung die Angabe 2030/2040 beinhaltet.
- Der Dach PV-Ausbau ist die günstigste Form der regenerativen Energieerzeugung. Daher sollte der PV-Ausbau von öffentlichen Gebäude vorangebracht werden.
- Vorschläge:
- Alle Gemeindegebäude mit PV-Anlagen ausbauen (wo möglich ggf. Denkmalschutz zurückstellen)
- Mieterstrommodelle für Mehrfamiliengebäude in Satzung festlegen
- Strom- und Wärmespeicherung für Mehrfamiliengebäude in Satzung festlegen
- Bürgerenergiemodelle bevorzugen
- Anreize schaffen für Gewerbetreibende und Private Haushalte, z.B. Balkonkraftwerke fördern und befürworten für Mieter
- Vorschläge:
- Nach der Dach-PV Anlage sind Freiflächen-PV Anlagen die wirtschaftlichste Form der regenerativen Energieerzeugung. Zudem können dadurch größere Anlagen realisiert werden. Es können Synergien zwischen landwirtschaftlichen Flächen und der reg. Energieerzeugung entstehen (Bsp. „Hof Hönig“).
- Vorschlag:
- Aufruf der Gemeinde an Grundstücksbesitzer in der Gemeinde starten (💡 oder an die „Zuki“ delegieren).
Das Engagement der letzten Jahre hat gezeigt, dass an dieser Stelle definitiv Interesse vorhanden ist.
- Aufruf der Gemeinde an Grundstücksbesitzer in der Gemeinde starten (💡 oder an die „Zuki“ delegieren).
- Vorschlag:
- Die Zuki plädiert dafür, die oben genannten großflächigen PV-Anlagen in Form von genossenschaftlichen Modellen z.B. zusammen mit der Bürgerenergie Bodensee umzusetzen. Dadurch werden die Bürgerinnen und Bürger an der Energiewende beteiligt und die Akzeptanz der PV-Anlagen wächst in der Breite.
- Vorschläge:
- Vorhandene Kontakte mit der Bürgerenergie Bodensee intensivieren und vorantrieben
- Mit kleinem Projekt starten (Bspw. Turnhalle Bodman)
- Vorschläge:
- Seethermie und das kommunale Wärmenetz bergen erhebliches Potential.
Die Wärmenutzung durch Seewasser ist umweltverträglich und eine über das ganze Jahr hinweg gleichbleibende Wärmequelle. Zudem ist sie im Vergleich zu Geothermie kostengünstiger und in Bezug auf Gebäudeschäden risikoärmer. Auch das „Kramer Areal“ in Überlingen soll durch Seethermie CO2 neutral mit Wärme versorgt werden.- Vorschläge:
- Potenzialanalyse für Bodman
- Weitere Potenzialanalyse für Ludwigshafen falls das Wärmenetz im Altstadtgebiet nicht funktioniert.
- Versorgung von Neubaugebieten mit Seethermie und kalten Nahwärmenetzen
- Kombination mit anderen Wärmequellen wie z.B. Abwasserwärme oder Geothermie
- Vorschläge:
- Um die Wärmeerzeugung in den Übergangszeiten zu berücksichtigen benötigt es neben den Stromerzeugungsanlagen auch Wärmeerzeugungsanlagen. Eine Möglichkeit ist die Kombination von PV-Modulen und Solarthermie durch sogenannte PVT-Anlagen als Dach-PV Anlagen (Beispiel https://www.energie-fachberater.de/expertenrat/expertenrat-pvt-kollektoren-vorteile-nachteile-1667568029.php). Es wären auch reine Solarthermieanlagen wie von den Stadtwerken am See in Überlingen betrieben als Freiflächenanlage möglich und mit z.B Seethermie oder Abwasserwärmenutzung kombinierbar.
- Vorschläge:
- Freiflächenanlagen als reine Solarthemermie ausbauen
- Dach PVT-Anlagen auf Gemeindebauten ausbauen
- Vorschläge:
- Neubaugebiete sollten nur noch mit einer zentralen fossilfreien Wärmeversorgung oder Quartiersheizung versorgt werden, anstatt mit einzelnen objektbezogenen Heizungen. Diese Art der Wärmeversorgung ist für die Grundstücksbesitzer in einem Neubaugebiet auch günstiger. Es können auch Eisspeicher oder Großwärmepumpen in Kombination mit anderen Strom- oder Wärmequellen kombiniert werden. „Contractingverfahren“ sind dabei genauso möglich (die Investitionskosten übernimmt der Energieversorger und rechnet mit den Kunden direkt ab).
- Vorschläge
- Bebauungspläne dahingehend anpassen
- Untersuchung Wärmequellen wie Seethermie, Eisspeicher, Großwärmepumpen etc.
- Mit Firmen und Planern austauschen
- Vorschläge
- Agri-PV und Parkplatz-PV haben in der Gemeinde ein hohes Potenzial, da zum einen viele Raumkulturen und zum anderen viele großflächige Parkplätze auf Gemeindegebiet existieren. Beide Energieerzeugungsformen sind, aufgrund der hohen Investitionskosten, heute noch nicht massentauglich, bieten jedoch aufgrund des hohen Flächenpotenzials eine Chance für Bodman-Ludwigshafen.
- Vorschläge:
- Potenzialflächen eruieren und bei der Potenzialanalyse mit einbeziehen. (💡 ggf. an die „Zuki“ delegieren)
- PVT-Anlagen zur Wärmegewinnung berücksichtigen
- Förderungen im Auge behalten
- An Forschungsprojekten begleitend teilnehmen
- Vorschläge:
- Anlagen zur Wärmespeicherung und Stromspeicherung durch Großspeicheranlagen auf Gemeindegebiet sollten unbedingt mit einbezogen werden. Denn die Speicherung von regenerativer Energie ist eine entscheidende Säule der zukünftigen Energieversorgung. In der Potenzialanalyse wird der Fokus hauptsächlich auf die Energieerzeugung gelegt, was in den Sommermonaten für eine bilanzielle Klimaneutralität sorgen kann. In den Übergangs- und Wintermonaten kann der Strom- und Wärmebedarf voraussichtlich nicht durch direkt erzeugte regenerative Erzeugungsanlagen gedeckt werden. Eine 100%ige Autarkie ist für Bodman-Ludwigshafen nicht realistisch und auch nicht anzustreben. Ein gewisser Prozentsatz muss jedoch immer auch vor Ort zwischengespeichert werden, um die Strom- und Wärmenetze nicht zu überlasten und die Resilienz zu erhöhen. Somit werden durch Stromspeicher die Netze entlastet, Stromspitzen abgefedert und die Autarkie ausgebaut.
- Vorschläge:
- Prüfen ob durch die Stromspeicherstrategie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) vom 08.12.2023 Fördermöglichkeiten für BoLu bestehen
- Flächen eruieren (💡 ggf. an „Zuki“ delegieren)
- Mehrfachnutzungen prüfen
- Miet- oder Leasingmodelle prüfen
- Vorschläge:
- Das Potenzial des gemeindeeigenen Stromnetz den Gemeindewerke Bodanrück für den Ausbau von PV-Anlagen oder für Energy Sharing Modelle nutzen.
Unter Energy Sharing Modellen wird in Deutschland die gemeinschaftliche Stromerzeugung und -nutzung in räumlichem Zusammenhang unter Nutzung des öffentlichen Stromnetzes verstanden. Beispiel siehe Gemeinde Schönau https://www.ews-schoenau.de/blog/artikel/energy-sharing-nachbarschaftlich-geteilter-strom/.- Vorschläge:
- Potenzial der eigenen Stromnetze nutzen
- Mit NetzeBW in den Austausch kommen
- Vorschläge:
- Für die industrielle Abwärmenutzung könnte die Verbandskläranlage in Betracht kommen. Die Restabwärme des gereinigten Abwassers kann über Wärmetauscher im Abwasserrohr und ein kaltes Nahwärmenetz eine Grundtemperatur in die Gebäude transportieren. Zudem sollten die Potenziale der industriellen Abwärme in den Gewerbetrieben analysiert werden.
- Vorschläge:
- Potenzial der Abwärmenutzung untersuchen
- Mit Zweckverband in den Austausch kommen
- Vorschläge:
- Die Verknüpfung der Sektoren Strom, Wärme, Verkehr und Industrie sowie der entsprechenden Leitungs- und Ladeinfrastrukturen ist eine große Herausforderung. Gleichzeitig kommt der Sektorenkopplung beim Umbau des Energiesystems eine Schlüsselrolle zu. Die kommunalen Unternehmen sind vor Ort verankert und können zusammen mit der Gemeinde individuelle Konzepte für die Sektorenkopplung entwickeln.
- Vorschläge:
- Übergreifende Planung der einzelnen Sektoren mit allen Trägern und Beteiligten, um alle Potenziale zu heben
- Vorschläge:
- Maßnahmen in der Gemeinde außerhalb der kommunalen Wärmeplanung die zu Erreichung der Klimaziele beitragen:
- Berücksichtigung der Leitbilder 2040
- Ausbau Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge
- Ausbau Carsharing
- Ausbau CO2 Senken im Bereich Natur aber auch im Bereich der Baubranche. Bauen mit Holz, Hanf, Klimapositiven Betonen, etc.
- Förderung der Biodiversität
- Berücksichtigung der Leitbilder 2040